"Gewalt kommt nicht in die Tüte"

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Das eigene Zuhause bedeutet grausamer Weise für viele Frauen ein sehr gefährlicher Ort, nämlich dann, wenn sie Opfer von häuslicher Gewalt werden. Meist ist es der (Ex-) Partner oder ein naher Angehöriger, von dem die Gewalt ausgeht. Dabei spielt es keine Rolle, in welchen Verhältnissen Betroffene leben, wie alt oder jung sie sind, wie sie sich verhalten oder welchen sozialen Hintergrund sie haben. Oftmals sind die Betroffenen finanziell oder emotional abhängig von ihrem (Ex-) Partner; die Furcht vor noch brutaleren Übergriffen, sollten sie sich wehren, die Angst um ihre Kinder und ihr eigenes Leben lässt ihre Situation ausweglos erscheinen.  Aber auch Scham darüber, dass ihnen Gewalt widerfährt, der vermeintliche Verlust ihres gesellschaftlichen Ansehens hindert viele Betroffene daran Hilfe zu suchen. Darauf macht Helga Nauen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Tönisvorst, aufmerksam. 

"Gesellschaftliches Problem, das oft im Verborgenen stattfindet"

„Gewalt gegen Frauen ist ein massives gesellschaftliches Problem, das oft im Verborgenen stattfindet“, so Nauen weiter. „Umso wichtiger ist es, dass wir als Gesellschaft hinschauen, das Bewusstsein für diese Problematik fördern und Hilfsangebote aktiv und zugänglich gestalten. Gewalt gegen Frauen hat viele Formen: körperliche, sexuelle, psychische und ökonomische Gewalt. Diese Taten rauben den Betroffenen nicht nur ihre Freiheit, sondern auch ihre Würde und Selbstbestimmung“. 

Jeden Tag versucht ein Mann seine Partnerin oder  Ex-Partnerin zu töten

Schätzungsweise hat in Deutschland jede dritte Frau körperliche und/oder sexuelle Gewalt in einer Partnerschaft erlebt: Alle vier Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner. Jeden Tag versucht ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten -  an jedem zweiten bis dritten Tag gelingt es einem. Nur die wenigsten Frauen haben nie einen sexuellen Übergriff erlebt. 

Laut kriminalstatistischer Auswertung des Bundeskriminalamts zu Partnerschaftsgewalt waren 2023 in Deutschland 

  • 132.966 Frauen (= 79,2 %) von Gewalt in einer Partnerschaft betroffen. 
  • 331 Frauen wurden Opfer von versuchtem/vollendeten Mord oder Totschlag (2022: 312 Frauen).
  • 155 Frauen wurden durch ihren (Ex-)Partner getötet – alle zwei Tage. (2022: 133 getötete Frauen).
  • 12.931 Frauen wurden von ihrem (Ex-)Partner schwer oder gefährlich körperlich verletzt.
  • 4.622 Frauen erlebten sexualisierte Gewalt durch ihren (Ex-)Partner – mehr als alle zwei Stunden eine Frau.

„Gewalt kommt nicht in die Tüte“

Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen macht die Stadt Tönisvorst auf diese traurige Realität aufmerksam und startet mehrere Aktionen, um Betroffenen Mut zu machen und Hilfsangebote sichtbar zu machen. Im Rahmen der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ werden am 25. November in Tönisvorst 4.000 Brottüten durch die ortansässigen Bäckereien verteilt. Gekennzeichnet mit konkreten Hilfeangeboten bieten diese eine niederschwellige Möglichkeit betroffene Menschen auf Kontaktstellen aufmerksam zu machen. Im Verbund mit dem Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Viersen werden insgesamt 50.000 Brottüten ausgegeben. 

„Orange the World“

Das Rathaus von St. Tönis wird am Abend des 25. November in oranger Farbe erleuchten – eine symbolische Geste im Rahmen der weltweiten „Orange the World“-Kampagne, die gegen Gewalt an Frauen und Mädchen mobilisiert. 

Lesung „Frauen, die sich wehren“

Die Lesung „Frauen, die sich wehren“ am 28. November 2024, 19.30 Uhr, im Rathaus St. Tönis, Hochstraße 20a, erweitert das Aktionspaket der Gleichstellung. Die Künstlerin Jule Vollmer setzt sich literarisch, musikalisch und satirisch mit dem Thema Gewalt gegen Frauen auseinander und gibt betroffenen Frauen eine Stimme. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten.

„Ein Licht für jede Frau“

In gemeinschaftlicher Aktion mit den Gleichstellungsstellen Tönisvorst, Kempen und Willich und dem Runden Tisch gegen häusliche Gewalt im Kreis Viersen wird am Mittwoch, 27. November 2024 im Rahmen der Aktion „Ein Licht für jede Frau“ ein symbolisches Licht für Frauen entzündet, die durch einen Femizid zu Tode gekommen sind. Die Veranstaltung findet von 16.00 bis 18.00 Uhr in Kempen, Engerstraße/Höhe Parkplatz Viehmarkt statt.

Thementische und Beflaggung

Abgerundet wird das Aktionspaket mit Thementischen im Verwaltungsgebäude Bahnstraße 15 und im Rathaus St. Tönis und einer Beflaggung – passend zu der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ - der beiden Verwaltungsgebäude in St. Tönis und Vorst.  Kontakt: Gleichstellungsstelle der Stadt Tönisvorst E-Mail: gleichstellung@toenisvorst.de Telefon: 02151 / 999 169.

Text: (GL)

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